Wanderung auf alten Kirchenpfaden

Foto: Michael Maxin

Foto: Michael Maxin

500 Jahre hat sie dieses Jahr auf dem Buckel, die kleine Malcher Kirche in der oberen Frankensteiner Straße. Für viele motorisierten Vorbeifahrer eher ein Verkehrshindernis. Dabei ist sie eigentlich ein Kleinod, das älteste verbliebene Gebäude mit Charakter in Malchen. Jeder sollte es einmal von Innen gesehen haben. Spätgotische vorreformatorische Wandmalereien zeigen die Leidensgeschichte Jesu.

Malchen hatte nie einen eigenen Pfarrer. Eine eigenständige Kirchengemeinde bestand nur von 1858 bis 2013. Pfarramtlich verbunden war die Filialgemeinde Malchen jahrhundertelang mit Nieder-Beerbach. Bis schließlich gegen Ende des zweiten Weltkriegs den Konfirmanden der (Fuß-) Weg zum Konfi-Unterricht auf der anderen Seite des Frankensteins zu lang wurde und sie stattdessen nach Eberstadt wollten. Das setzte sich durch, 1951 wurde die pfarramtliche Verbindung mit Eberstadt vereinbahrt. Malchen gehörte also kirchlich zu den Gemeinden, in denen die Herren von Frankenstein die Kollatur besaßen. Sie hatten das Recht, die Pfarrer zu bestimmen: In Eberstadt, Nieder- und Ober-Beerbach war das so.

Gottesdienste gab es in Malchen über Jahrhunderte nur im Winter und dies auch nur selten, wenn der Pfarrer kam. Die Gemeinde musste zum Gottesdienst, zu Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen nach Nieder-Beerbach. Einen eigenen Friedhof gab es in Malchen erst ab 1721, solange wurden die Toten auf der anderen Seite des Frankensteins bestattet.

Die Kirchengemeinde Seeheim-Malchen möchte anläßlich des Jubiläums der Ersterwähnung diese Zusammenhänge für heutige Generationen wieder erfahrbar machen. Deswegen wurden für die Wanderung nach Nieder-Beerbach mit Dr. Erich Kraft und Adam Breitwieser die wohl profiliertesten Kenner der Materie gewonnen. Dr. Kraft ist Vorsitzender des Geschichtsvereins Eberstadt-Frankenstein und ist in den letzten Jahren mit einer Vielzahl von Veranstaltungen und Veröffentlichungen u.a. zur Geschichte der Herrschaft und Burg Frankenstein, der frankensteiner Kirchen sowie der Geschichte Eberstadts hervorgetreten. Adam Breitwieser ist der erste Ansprechpartner, wenn es um die Kirche und den Nachbarort Nieder-Beerbach geht.

Foto: Michael Maxin

Foto: Michael Maxin

Was gibt es über die Herkunft das Wirken der Herren von Frankenstein zu berichtet? Welche Geschichte steckt hinter den Grabmalen der Burgkapelle ? Was ist über die Entstehung der Burg um 1240 bekannt, wie hat sie früher ausgesehen, warum ist sie später verfallen? Was hat es mit den Horrorgeschichten auf sich und war die Burg wirklich die „Heimat des Monsters“? Diese Fragen werden ebenso kompetent geklärt wie die Geschichte mit den eigenen Bänken für die Malcher Gläubigen in der Nieder-Beerbacher Kirche, dem eigenen Tor und was es mit dem abgetretenen Kirchenpfadrecht auf sich hat.

Beim gemeinsamen Wandern und dem Mittagessen wird sicherlich viel Zeit für interessante Gespräche sein!

Zeitplan der Wanderung am Sonntag, 18. Mai

09.30 Uhr Gottesdienst in der Malcher Kirche mit Pfarrer Schließer

10.30 Uhr Kirche Malchen – Geschichte und Wandmalereien (Michael Maxin)

10.45 Uhr Wanderung zur Burg Frankenstein

11.30 Uhr Treffpunkt Burgkapelle, danach Burghof (Dr. Erich Kraft)

12.15 Uhr Wanderung Richtung Nieder-Beerbach

13.00 Uhr Mittagsrast im Darmstädter Hof/Simmermacher

14.30 Uhr Besichtigung der Nieder-Beerbacher Kirche (Dr. Erich Kraft, Adam Breitwieser, Pfr. Kissinger)

15.00 Uhr Rückmarsch über den Frankenstein

16.30 Uhr gemütlicher Ausklang mit Getränken und kleiner Stärkung, Kirche Malchen

Für die Jubiläumswanderung ist keine Anmeldung notwendig. Lediglich für die Teilnehmenden an der Mittagsrast in Nieder-Beerbach wäre es wünschenswert, wenn sie dies bis Donnerstag, 15. Mai, dem Gemeindebüro der Kirchengemeinde mitteilen könnten. Dies soll aber Spontanentschlossene nicht von einer Teilnahme abhalten! – Die Kirchengemeinde möchte einer größtmöglichen Anzahl von Personen Gelegenheit geben, an diesem einmaligen Ereignis teilzunehmen: Langjährige „Bescheidwisser“ wie neu Zugezogene, passionierte Wanderer, Gelegenheitsspaziergänger und auch Menschen, die die Steigung über den Frankenstein nicht mehr zu Fuß bewältigen können und für die Etappen das Auto vorziehen. Deshalb sind bei allen Stationen der Tour die Anfangszeiten angegeben, die weitestgehend verlässlich eingehalten werden können. Für Autofahrer allerdings an dieser Stelle der Hinweis: Die westliche Auffahrt zur Burg Frankenstein von der B 426/ Südumgehung Eberstadt wird voraussichtlich zwischen Ende April und Ende Juni wegen grundhafter Erneuerung komplett gesperrt sein. Ob das auch immer für die Wochenenden gilt, ist schwer einzuschätzen. Eine Auffahrt über das Beerbacher Tal ist ungehindert möglich. Bitte beachten Sie die Tagespresse.

Zum Abschluss der Tour lädt die Kirchengemeinde alle Teilnehmenden recht herzlich ab 16.30 Uhr zum gemütlichen Ausklang mit Getränken und einer kleinen Stärkung in der Malcher Kirche ein.

 

Michael Maxin