Kirchenwanderung mit Überraschungen

Kirchenwanderung_KircheMalchen-1Eine muntere Schar erzählfreudiger Wanderer startete nach dem Gottesdienst in der Malcher Kirche und einigen kurzen Erläuterungen zu ihrer 500 Jahre alten Geschichte in Richtung Frankenstein und Nieder-Beerbach. Malchen gehörte wie Eberstadt, Nieder- und Ober-Beerbach zu den Kirchen, bei denen die Herren von Frankenstein die Kollatur besaßen, d.h. den jeweiligen Pfarrer einsetzen konn­ten. Nachdem 1662 die Frankensteiner ihre Herrschaft an die Landgrafen von Hessen-Darmstadt verkauften, blieb Malchen weiterhin bis 1951 pfarramtlich mit Nieder-Beerbach verbunden. Auch die Toten wurden jenseits des Frankenstein bestattet, bis Malchen 1721 einen eigenen Friedhof bekam. Die Malcher Konfirmanden mussten noch bis 1941 zum Unterricht nach Nieder-Beerbach.

Diese Zusammenhänge galt es auf alten Kirchenpfaden erfahrbar zu machen. Doch kurz zuvor – Überraschung Nr.1 – hatte Hessenforst einen Wegabschnitt unterhalb der Burg Frankenstein durch Baumfällungen unpassierbar gemacht und war auch nicht gewillt, den historischen Weg für die Wan­derung rechtzeitig zu räumen. Positiver Art war dagegen Überraschung Nr. 2, denn für die motorisier­ten Mitwanderer war die westliche Zufahrt zur Burg trotz vorheriger Ankündigung des Beginns der grundhaften Straßensanierung frei passierbar. 

Kirchenwanderung_Frankenstein-1Oben auf der Burg informierte Dr. Erich Kraft vom Geschichtsverein Eberstadt-Frankenstein fachkun­dig über die Herren von Frankenstein sowie die Baugeschichte der Burg. Nach seiner Führung über den Burghof werden die Teilnehmenden von jetzt ab mit ihrem Insiderwissen glänzen können, an wel­cher versteckten Stelle der Burgbrunnen zu finden ist. Auch beim Abstieg in Richtung Nieder-Beer­bach musste von der historischen Route in Teilen abgewichen werden, denn die „Direktissima“ in Form einer Art Holztreppe ließ man vor rund 20 Jahren zuwachsen. Im Anschluss an die Mittagsrast im Darmstädter Hof räumte Dr. Kraft in einem launigen Vortrag mit den Monster-Legenden um die Burg Frankenstein auf, die seit Mary Shelleys Roman „Frankenstein oder der neue Prometheus“ und dessen Verfilmung in Umlauf gesetzt werden.

Bei der anschließend geplanten Besichtigung der Nieder-Beerbacher Kirche musste wieder improvi­siert werden. Denn kurz bevor Adam Breitwieser mit seinen Erläuterungen beginnen wollte, eilte – Überraschung Nr. 3 – der dortige Küster herbei und verkündete, dass das Betreten der Kirche strengstens untersagt sei: Am Vorabend hatte es im Mühltal mit einem Wert von 4,2 auf der Richter-Skala das zweite Erdbeben innerhalb weniger Wochen gegeben. Auch die Nieder-Beerbacher Kirche wurde in Mitleidenschaft gezogen und so kam es zur Premiere der ersten Outdoor-Kirchenführung durch Adam Breitwieser. Anschließend ging es über den Frankenstein wieder zurück nach Malchen, wo auf alle Mitwanderer zum Ausklang eine kleine Stärkung in der Kirche vorbereitet war.

Allgemein fand der Vorschlag Anklang, die Besichtigung der Nieder-Beerbacher Kirche einmal nach­zuholen oder künftig auch andere Kirchen in der Nachbarschaft auf diese Weise näher kennen zu lernen. Allen, die sich für die Geschichte der Herrschaft Frankenstein, der Burg sowie der Kirchen­geschichte interessieren, sei die Homepage des Geschichtsvereins Eberstadt-Frankenstein sehr empfohlen, auf der in Text und Bild sehr interessante Entdeckungen zu finden sind: www.eberstadt-frankenstein.de

Michael Maxin