Jahreslosung 2019

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Woran denken Sie als erstes, wenn sie das Wort „Frieden“ hören?

An die Nachrichten? Den Weltfrieden? Wenn ich in diese Richtung denke, dann kreisen meine Gedanken um Schlagwörter wie „Friedensverhandlungen“ oder „Friedensverträge“ und ich finde mich in der politischen Dimension des Wortes „Frieden“ wieder.

Vielleicht kommt Ihnen aber auch – nach dem Weihnachtsfest vor einigen Wochen – als erstes der „Familienfrieden“ in den Sinn. War es letzte Weihnachten gut, haben wir in der Familie zusammengefunden? Mussten vielleicht bestimmte Themen umschifft werden, um wenigstens an den gemeinsamen Feiertagen miteinander zurecht zu kommen?

Eine weitere Möglichkeit, sich dem Thema „Frieden“ zu nähern: Wir können auf uns selbst schauen und überlegen: Konnte ich das alte Jahr gut abgeben? Bin ich zuversichtlich? Wie will ich in dieses Jahr 2019 hineingehen? Habe ich für mich gefunden, was wir „inneren Frieden“ nennen?

Schon an diesen drei Blickwinkeln wird deutlich: Wenn wir von „Frieden“ reden, dann betrifft es ganz verschiedene Facetten des Lebens: Den Mikrokosmos meines Lebens, aber auch die weiten Horizonte, die ich denken kann.

In der Bedeutung des hebräischen Wortes für Frieden („Schalom“) steckt, dass damit nicht nur die Abwesenheit von Krieg gemeint ist, sondern vielmehr alle Gewalt, Feindschaft und Ungerechtigkeit überwunden ist. „Schalom“ also als ein Zustand der Harmonie, der alles umfasst: Die Beziehung zu Gott, die Beziehung zwischen allen Geschöpfen dieser Welt inklusive der Beziehung zwischen Menschen und Völkern. Er ist nicht nur eine Sehnsucht im Nahen Osten. Von diesem „Schalom“, von diesem Frieden, sind wir in unserem Leben leider oft weit entfernt.

„Suche den Frieden und jage ihm nach“ (Psalm 34,15) – so fordert uns deshalb die Jahreslosung für das neue Jahr 2019 auf.

page4image63667584page4image63667776page4image63667968Suche Frieden! Und jage ihm nach? Eine Aufforderung, die einen irritieren kann! Bei einer Jägerin oder einem Jäger stelle ich mir unweigerlich jemanden vor, der eine Waffe mit sich führt – egal, ob ein Gewehr oder einen Spieß oder was auch immer. Wie lässt sich das Bild eines entsprechend ausgerüsteten Jägers mit dem Wort „Frieden“ in Einklang bringen? Man mag sagen, dass der Friede etwas Flüchtiges ist, das immer noch nicht erreicht ist, oder dass es hier noch eine Distanz zu ihm gibt.

Paulus sagt an anderer Stelle: „Lasst uns dem nachstreben, was zum Frieden dient“ (Röm. 14,19). Er verzichtet da auf das Wort „jagen“ und macht dennoch im Römerbrief in gleicher Weise deutlich: Frieden lässt sich nicht festhalten. Frieden ist nicht einzuholen. Frieden bleibt immer vor mir – eine Aufgabe! Diese Aufgabe, am Frieden selbst mitzuwirken, wird auch in dem 34. Psalm beschrieben, aus dem die diesjährige Jahreslosung stammt.

Die Aufforderung: „Suche Frieden und jage ihmnach!“ ist im Psalm 34 eingebettet in andere Auf- forderungen: Da heißt es zum Beispiel: „Behüte deine Zunge vor Bösem“. Und: „Behüte deine Lippen, dass sie nicht Trug reden!“ oder: „Lass ab vom Bösen und tu Gutes; suche Frieden und jage ihm nach!“

Frieden ist also weder Wunschkonzert, das wir entspannt anhören, noch ein schönes Gemälde, vor das wir uns in einer Galerie stellen könnten und sagen: „zu schön, um wahr zu sein!“ Friede ist immer Auftrag an mich! An uns! Frieden beginnt bei dem, was ich sage und bei dem, was ich tue oder unterlasse. „Lass ab vom Bösen und tu Gutes!“

Das können wir in unsere Lebenslage hineinbuchstabieren und den Frieden aufsuchen, aber auch in unseren Gebeten sollten wir ihn nicht vergessen oder vielleicht sogar singen wie schon Martin Luther: „Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott zu unsren Zeiten. Es ist ja doch kein anderer nicht, der für uns könnte streiten, als Du Gott alleine.“

Nachträglich alles Gute zum neuen Jahr!

Ihr Pfarrer Christoph Sames