„Schlitzohr“ Laurentius 258 n. Chr. zu Tode gequält

Schlitzohr Laurentius Worms Westchor

Am 10. August 258 starb im 28. Lebensjahr der heilige Laurentius – Namensgeber unserer Kirche – in Rom. Woher Laurentius stammte, liegt im Nebel der Geschichte. Die Legende behauptet, er sei auf dem Landgut Lauriacum beim spanischen Huesca geboren; anderen Überlieferungen zufolge war er Römer aus Laurentum südlich von Rom, was seinen Namen ebenso erklären würde. Er genoss eine gute Ausbildung, wurde danach einer der sieben Diakone der frühen Christengemeinde in Rom und als Erzdiakon für das Kirchenvermögen und die Sozialarbeit der Kirche von Rom zuständig. Nachdem der römische Kaiser Valerian während einer Christenverfolgung Papst Sixtus II. hatte enthaupten lassen, wurde Laurentius aufgefordert, binnen drei Tagen den Kirchenschatz herauszugeben. Um dem Nachdruck zu verleihen, wurde er gefoltert.

Als treuer aber auch durchaus schlitzohriger Verwalter des Vermögens entschied Laurentius sich für eine gottgefälligere Vermögensverwendung: Er verteilte während der Dreitage-Frist die Schätze und präsentierte dann die beschenkten und christlich gewordenen Armen dem Kaiser als die „wahren Schätze der Kirche“. Der geprellte Valerian ließ Laurentius ob dieser frechen Tat mit Bleiklötzen schlagen, auf glühende Platten legen und versuchte, ihn zum heidnischen Opferdienst zu zwingen – vergeblich. Schließlich befahl Valerian, den Unbeugsamen über stetigem Feuer auf einem Rost langsam zu Tode zu martern. Trotz dieser Qualen soll Laurentius den Henker noch geneckt haben, er sei als Braten auf einer Seite schon gar.

Wegen dieser speziellen Marter wird Laurentius meist mit einem Rost dargestellt. Verehrt wird er in allen Kirchen, denn seiner wird bis heute in der römisch-katholischen, orthodoxen, anglikanischen und evangelischen Kirche am 10. August gedacht, in der armenischen und syrisch-orthodoxen am 11. August. Sein Fest, das schon vor der Mitte des 4. Jahrhunderts von der Kirche begangen wurde, war nach dem Fest Peter und Paul (29.6.) das größte der alten Kirche. Kaiser Konstantin, der dem Christentum den Weg im römischen Reich bereitete, baute 330 für ihn in Rom eine Kirche. Dort ruht er zusammen mit Stephanus, dem ersten Märtyrer der Kirche. Beide sind die Schutzpatrone Roms. Laurentius ist nicht nur Patron zahlreicher Gemeinden, sondern auchSchutzpatron der Berufe, die mit offenem Feuer zu tun haben wie Schmiede, Bäcker, Köche oder Feuerwehrleute.

Nebenbei: Laurentius soll nicht den ganzen Kirchenschatz verschenkt haben. Den Kelch, aus dem der Herr beim Abendmahl getrunken hatte, soll er in seine Heimat nach Spanien in Sicherheit bringen lassen. Über viele Umwege kam das Gefäß nach Valencia, wo Papst Benedikt XVI 2006 damit die heilige Messe zelebrierte.

Hans Hrausek