Laurentiuskindergarten: Herausforderungen am Dach

Die Flachdachsanierung

Ein Teil der Bauarbeiten im Laurentius-Kindergarten ist die Sanierung des undichten Daches über dem Ostflügel. Dort gab es Probleme mit eindringendem Wasser: An­ders als der Südflügel, auf dem das Obergeschoss steht, ist die Decke im Ostflügel nicht aus Beton, sondern sie ist als Trapezblechdecke ausgeführt. Das darüber lie­gende, ursprüngliche bekieste, Flachdach war seit der Errichtung immer wieder un­dicht. Schließlich wurde 2002 auf das Flachdach ein Satteldach mit asymmetrischem First, sozusagen als Notdach, aufgesetzt. Dazu wurde der Kies abgetragen und auf Holzbohlen eine Stahlunterkonstruktion auf die Dachhaut aufgestellt und mit Trapez­blechen gedeckt. Nun lief zwar das Regenwasser ab, doch durch eine Reihe von handwerklichen Fehlern, bildet sich unter den Dachblechen insbesondere während der Heizperiode große Mengen Kondenswasser, die ins Gebäudeinnere eindringen. Im Zuge des Umbaus für eine U3 Gruppe wurden die Mängel erkannt. Sie waren so schwerwiegend, dass sich die Ev. Kirchengemeinde Seeheim-Malchen für eine Grundsanierung entschloss. Das vorhandene Dach einschließlich der Abdichtungen und der Dämmung wird vollständig bis auf die Erdgeschossdecke abgebaut. Auf die­ser Decke aus Trapezblechen wird eine Dichtfolie aufgebracht, darauf eine Gefälle­dämmung und darüber eine elastische Dachfolie aus synthetischem Kautschuk gezo­gen.

Dem Architekturbüro R. Happel obliegt die Planung sowohl für die neuen Räume im Obergeschoss für die U3 Gruppen als auch für die Sanierung des Flachdachs. Die Sanierung des Flachdachs folgt einem Gutachten erstellt 2012 von Herrn Ludwig Held, einem erfahrenen, öffentlich be­stellten und vereidigten Sachverständigen für das Dachdecker und Klempnerhand­werk. Für die Gesamtmaßnahme liegt eine um­fangreiche statische Berech­nung des Büros für Statik und Konstruktion im Bauwesen Bläß Ingenieure, Viern­heim, vor. Zum Prüfstatiker hat die Bauaufsicht des Landkrei­ses Darmstadt-Dieburg Herrn Dipl.-Ing. J. Weiß in Darmstadt bestellt. Die Berech­nungen werden von den eingeschalteten Statikern vor Ort laufend überprüft.

Der Zwischenfall vom 12. Juni 2014

014Zur Sanierung des Flachdachs war das oben beschriebene Notdach abgebaut wor­den. Über dem größten Teil des Ostflügels waren die Dichtbahnen und die Wärme­dämmung bis auf einen kleinen Bereich über dem Eingang bereits entfernt. Der Dachdecker klebte nun direkt auf die Trapezblechdecke die neuen Dichtbahnen.

Bei diesen Arbeiten ist die direkt am Deckenblech befestigte, abgehängte Akustik­decke samt Metallunterkonstruktion im darunter liegenden östlichen Waschraum auf 6-8 Quadratme­tern heruntergekommen. Beim Absturz der Decke befand sich nie­mand im Raum, niemand wurde verletzt. Der für die Maßnahme verantwortliche Bau­ausschuss der Kirchengemeinde, die bauleitende Archi­tektin vom Büro happel archi­tekten und die Kindergartenleiterin waren vor Ort und trafen sofort folgende Maßnah­men:

  • Der Zugang zu die­sem Waschraum und der sich dahinter befindlichen Toiletten wurde unmittelbar abge­sperrt.

002Es war nicht auszuschließen, dass sich auch in den anderen Räumen unter dem zu sanierenden Flachdach Teile der abgehängten Decke lösen könnten. Deshalb wur­den sofort folgende weitere Maßnahmen veranlasst:

  • Alle Deckenlampen und sonstige in der Decke eingebauten elektrischen Vorrich­tungen wurden ausgebaut oder stillgelegt. Alle Deckenplatten sowie ein Teil der Querstreben der Unterkonstruktion ausgebaut.
  • Die  schnellstmögliche Auslagerung nicht nur der bereits geplanten Zebra Gruppe, sondern al­ler verbleibenden Gruppen.
  • Die Sanierungs- und alle weiteren laufenden Arbeiten werden so organisiert, dass die oben beschriebenen Gefahren vermieden werden bzw. nicht entste­hen.

Was war passiert?

Die bereits oben beschriebenen Arbeiten (Aufkleben der neuen Dichtbahnen, Restar­beiten zum Entfernen des alten Dachaufbaus) sind direkt auf dem Deckentrapez­blech durchzuführen. Bei den Ar­beiten direkt auf den Deckenblechen kam es beim Betreten durch die Arbeiter zu Punktbelastungen, die Trapezbleche gaben etwas nach. Nicht vorherzusehen war, dass diese Schwingungen sich so sehr auf die von unten an der Decke flexibel aufgehängte Metallunterkonstruktion für die Akustik­decke übertragen würden. Es ist zu vermuten, dass entweder schwere Einbauteile in der Akustikdecke sich von der Aufhängung gelöst haben oder sich die Akustikdecke als Ganzes verkantet hat, einzelne Platten ausbrachen und die Decke, wie bei einem Domino, auseinanderbrach und abstürzte. Beschädigt wurden beim Aufprall auf die Waschrinne mehrere Quadratmeter der Gipskartonplatten, die Verstrebungen aus Aluminium und eine Deckenlampe.


Begehung mit dem Jugendamt

Am 17. Juni 2014 hat sich Frau A. Hübner, die Fachgebietsleiterin Kinderbetreuung des Jugendamts bei Landkreis Darmstadt-Dieburg, vor Ort zusammen mit allen am Umbau Beteiligten die Situation angeschaut. Hierbei wurde vereinbart, dass keine Kinder bis zum Ende der Kindergarten­sommerferien im Kin­dergartengebäude betreut werden. Die Auslagerung kann wie für eine Gruppe be­reits geplant, in der Jugend­blockhütte als „Waldkindergruppe“ erfolgen. Die übrigen beiden Gruppen können für die kurze Zeit bis zu den Kindergartenferien im großen Saal des Pfarrer-Reith-Hau­ses untergebracht werden. Hierzu ist die Trennwand im großen Saal zu schließen und die entstehenden beiden Räume entsprechend zu möblieren. Dies dient:

  • der Vermeidung von Ängsten, die durch den Vorfall ausgelöst wurden: Bei El­tern, Erzieherinnen und Kindern. Anblick von schwingenden Decken und laute Geräu­sche stören den Kindergartenalltag.
  • der Vermeidung, dass die Kinder sich in der veränderten Umgebung unwohl füh­len (keine gewohnten Zimmerdecken, Anblick der Bleche, abgesperrte Be­reiche).
  • der Ausschaltung eines möglichen Restrisikos, das trotz aller Sicherungsmaß­nah­men bestehen könnte.

Was passiert bis zum Kindergartenferienende?

Die Sanierung des Flachdachs wird abgeschlossen. Bisher wurde auf dem gesamten Ostflügel als erste Abdichtung gegen Wasser eine Dachfolie direkt auf die Decken­bleche aufgeklebt. Das Dach ist somit schon gegen Niederschläge geschützt. Als nächstes wird eine Gefälledämmung aus Styropor aufgebracht. Hierdurch werden bereits die Punktbelastungen beim Begehen auf eine größere Fläche verteilt. Es ent­stehen nur noch sehr geringe Bewegungen der Deckenbleche. Diese primär der Wärmedämmung dienende Styroporplatten vermindern auch die Übertragung von Geräuschen. Bereits nach diesem Ar­beitsgang hört und sieht man die Sanierungsar­beiten auf dem Dach vom Gebäudeinneren kaum noch. Als letztes wird das Flach­dach über der Gefälledämmung mit einer elastischen Dachfolie aus synthetischem Kautschuk abschließend abgedichtet und die Regenabfallrohre an den Außenwän­den in den Kanal geführt.

Beim danach folgenden Wiedereinbau der abgehängten Akustikdecken werden zu­sätzliche Abhänger als redundante Halterungen nachgerüstet. Die Akustikdecke wird so doppelt an den Deckenblechen aufgehängt, um damit künftig die Sicherheit weiter zu erhöhen.

Theore­tisch könnten die Gruppen dann wieder in das Kin­dergartengebäude.

Der Flur und Aufenthaltsbereich im Obergeschoss befindet sich direkt über dem Ein­gang und dem Flur im Erdgeschoss. Hier ist die vorhandene Trapezblechdecke durch eine neue begehbare feste Holzbalkendecke zu ersetzen. Der Eingangsbe­reich und die Innenwand der Zebragruppe wird Baustellenzone. Sie können nicht ge­nutzt werden. Diese Arbeiten waren für die Kindergartenferien vorgesehen. Sie wer­den jetzt so schnell wie möglich durchgeführt, sind also voraussichtlich bis zum Ende der Sommerferien des Kindergartens abgeschlossen.

Deshalb bleibt die Auslagerung aller Kinder bis nach den Sommerferien bestehen. Wir hoffen, dass die Kinder nach den Sommerferien wieder in ihre gewohnte Umge­bung zurückkehren können.

 

Siegfried Ganzert & Imme Meyer