So Gott will und wir leben….

N. Schwarz © GemeindebriefDruckerei.de

Nachdem er uns seine Pläne mitgeteilt hatte, schloss mein Vater gerne mit diesen oben genannten Worten.
Diese Tage muss ich immer wieder daran denken. Er hat eine etwas andere Bedeutung als zum Beispiel im letzten Jahr!
Die Worte stammen aus dem Jakobusbrief am Ende der Bibel und sie erinnern uns daran, dass die Zukunft und insbesondere geplante Ereignisse doch irgendwie oft nicht dem Willen des Menschen unterliegen.
Und heute wird der Satz ganz aktuell, wenn es in Jakobus 4, 15ff heißt:
Zu euch, die ihr sagt: »Heute oder spätestens morgen werden wir in die und die Stadt reisen! Wir werden ein Jahr lang dort bleiben, werden Geschäfte machen und werden viel Geld verdienen!« 14 Dabei wisst ihr nicht einmal, was morgen sein wird! Was ist schon euer Leben? Ein Dampfwölkchen seid ihr, das für eine kleine Weile zu sehen ist und dann wieder verschwindet. 15 Statt solche selbstsicheren Behauptungen aufzustellen, solltet ihr lieber sagen: »Wenn der Herr es will, werden wir dann noch am Leben sein und dieses oder jenes tun.«
Ende Februar war ich mit meiner Frau ein paar Tage im Elsaß. Das Wetter war sehr durchwachsen, aber für diese Zeit schon sehr schön. Wir genossen mit den Menschen dort die Sonnenstrahlen und niemand ahnte, dass einen Monat später die Welt ganz anders aussehen würde. Dass wir in einem Hotspot der Coronaverbreitung gewesen sind – so wie es aussieht gerade noch rechtzeitig,
Heute werden größte Anstrengungen nötig, um an Corona erkrankte Patienten in andere Teile Frankreichs und Deutschland zu transportieren um ihre Überlebenschancen zu erhöhen, weil die Krankenhäuser im Elsaß und im „Grand Est“ Gebiets völlig überfordert werden.
Wir hören, dass es in unserem täglichen Verhalten, ja sogar in dem wie wir leben um Leben und Tod geht. Stil?
Sicher, wenn wir im Auto am Steuer sitzen, dann war schon immer das vorsichtige und vorausschauende Fahren etwas, was über Leben und Entscheiden konnte.
Und wir wissen schon sehr früh im Leben, dass wir alle einmal diesen Weg gehen müssen. Vom Leben zum Tod. Der Tod gehört zum Leben, aber er kommt einem doch ganz anders nahe, wie wir uns es vorgestellt haben, denn oft waren die Gefahren durch Krankheiten weit weg. In fernen Ländern, da brauchte man ja nicht hin. Oder das Risiko war überschaubar.
„So Gott will und wir leben….“
Gegen welche Lebenseinstellung ist der Einspruch des Jakobus gerichtet?
… die ihr sagt: Heute oder morgen wollen wir in die oder die Stadt gehen und wollen ein Jahr dort zubringen und Handel treiben und Gewinn machen…“
Was sofort auffällt: Die Leute, die hier reden, sind sich ihrer Zukunft sehr sicher. Sie wissen genau, wo sie hinwollen, der zeitliche Rahmen ist fest abgesteckt, klar ist auch die Art der Tätigkeit. Ja, sogar das Ergebnis sehen sie schon im Voraus: Sie werden am Ende Gewinn gemacht haben. So reden Menschen, die alles im Griff haben.
Aber Jakobus rät uns anderes. Ich denke, es ist eher ein Aufruf für uns offener zu sein: Offener für ganz andere Wege, offener für die Botschaft Gottes, offener für einen anderen Blickwinkel, den wir noch gar nicht kennen oder so gesehen haben.
Ich glaube nicht, dass das Virus eine Strafe Gottes ist.
Glaubt man den wissenschaftlichen Forschungen, dann war ja schon so etwas früher zu vermuten. Und mit unserem laxen Umgang mit Antibiotika zum Beispiel auch in der Schweinezucht etc. gehen wir da ja auch einen sehr riskanten Weg. Wir Menschen sind maßgeblich daran beteiligt, wenn wir in den Krankenhäusern hilflos mit multiresistenten Keimen kämpfen.
Bei allem lenken mich zurzeit die Nachrichten auf dramatische Weise darauf, meinen Blick auf das Wesentliche zu lenken: Was brauche ich wirklich? – “Weniger brauchen ist mehr als viel haben”. Und die “kleinen und großen” Aufregungen des Alltags verlieren an Gewicht.
Ich erlebe intensiver als in anderen Zeiten, wie die Gemeinschaft trägt und was uns wirklich zusammenhält. Das Gemeinsame über das Eigene zu stellen Solidarität zu üben, ist jene Botschaft, die uns jetzt und hoffentlich auch nach der Pandemie bewusst bleibt.
Auch ohne die akute Bedrohung ist es doch vielleicht gut, unter alle unsere Pläne eine alte Abkürzung zu denken oder auch zu schreiben. Sub conditio Jacobea. Unter dem Vorbehalt des Jakobus:
So Gott will und wir leben.

Pfarrer Christoph Sames