Kirchenvorstandsbilanz nach sechs Jahren

Der im Jahre 2015 gewählte Kirchenvorstand (KV) beendet im September seine Arbeit und übergibt an den neu gewählten Kirchenvorstand. Es stellt sich die Frage, was in den vergangenen sechs Jahren erreicht worden ist und welche Aufgaben und Herausforderungen an die neue Gemeindeleitung übergeben werden. Die Sichtung von fast 1000 Seiten Protokoll der KV-Sitzungen ergibt ein buntes Bild, das die Vielfalt der Aufgaben – Verwaltung und geistliche Leitung – deutlich macht. Hier soll ein thematischer Überblick versucht werden.

Gemeindeleben: Das vielfältige Gemeindeleben, das sich in den Gottesdiensten, Gruppenaktivitäten, Gemeinde- und Mitarbeiterfesten widerspiegelt, wurde jäh durch die Corona-Pandemie unterbrochen. Allerdings hat sich der Kirchenvorstand als einer der wenigen im Umkreis für die Fortsetzung der Präsenzgottesdienste ausgesprochen und diese bis heute unter Einhaltung der Hygienerichtlinien durchgeführt. Um auch Menschen zu erreichen, die die Gottesdienste nicht besuchen konnten, wurden verschiedene Sonderaktionen wie die „Predigt per Telefon“ oder Video-Aufnahmen von Gottesdiensten auf unserer Homepage sowie zu Gemeindemitgliedern nach Hause gebrachte Ostergrüße organisiert.

Fest etabliert und sehr aktiv ist die von Pfarrerin Loggen gegründete Umweltgruppe „Grüner Hahn“. Neu unter dem Dach der Kirchengemeinde ist auch die Malcher Tischharfengruppe. Aufgehört hat nach über 30 Jahren die Gruppe „Meditatives Tanzen“. Die von Pfarrer Sames initiierten ökumenischen Glaubensgespräche stießen auf große Resonanz, sodass sie während der Corona-bedingten Einschränkungen per Videokonferenz fortgesetzt wurden.

Corona lässt leicht viele Aktivitäten davor in Vergessenheit geraten. Erwähnung finden sollte aber doch die nach einer Gemeindeversammlung und einem Probejahr beschlossene Gottesdienstordnung, die sich an der Form II der EKHN orientiert. Auch in Malchen hat sich etwas getan: die gründlich überholte Orgel wurde im Mai 2018 eingeweiht.

Die größte Herausforderung für den neuen Kirchenvorstand wird der Prozess „ekhn2030“ sein. Hier muss der KV zusammen mit der Gemeinde ein tragfähiges Zukunftskonzept erarbeiten, das durch Kooperation und Konzentration gekennzeichnet sein wird.

Diakonie: Schon früh hat sich unsere Kirchengemeinde im „Helferkreis Asyl“ der Kommunalgemeinde engagiert und über die „Diakonie Hessen“ Fördergelder eingeworben, um integrative Aktivitäten für die in Jugenheim untergebrachten Asylbewerber zu unterstützen. Über den Arbeitskreis Ökumene sind mit der Aktion „Gemeinsam für Flüchtlinge“ so viele Spendengelder zusammengekommen, dass unsere Kirchengemeinde eine den Helferkreis unterstützende Sozialarbeiterin für mehrere Jahre einstellen konnte. Darüber hinaus hat sich der KV grundsätzlich für die Gewährung von Kirchenasyl als „ultimaratio“ ausgesprochen. Seit 2018 konnten drei Kirchenasyle im Pfarrer-Reith-Haus weiteres Leid von den betroffenen Menschen abwenden.

Laurentius-Kindergarten: Im März 2016 konnten die neuen Räume für die U3-Gruppen in Betrieb genommen werden, wodurch einem dringenden Bedarf nachgekommen wurde. Die daraus resultierende Gruppenzusammensetzung – drei U3-Gruppen und drei Regelgruppen – führt allerdings zu dem Problem, dass ein lückenloser Übergang von den U3-Gruppen in eine Regelgruppe nicht garantiert werden kann. Die Bemühungen die Trägerschaft des Kindergartens in eine professionalisierte gemeindeübergreifende Trägerschaft beim Dekanat (GÜT) zu überführen, scheiterten vorerst an der fehlenden Zustimmung der Kommunalgemeinde. Hier bleibt für den neuen KV noch viel zu tun.

Bauen: Dieses Thema lässt einen KV nie los. Nachdem der Bauausschuss im Jahr 2016 nach der Fertigstellung der U3-Räumlichkeiten aufatmen konnte, kam mit einem Wasserschaden im Pfarrer-Reith-Haus gleich die nächste Aufgabe. Danach wurde im Kindergarten ein Schimmelbefall festgestellt, der nicht nur die Erzieherinnen und Erzieher, sondern auch den Bauausschuss herausforderte und Sanierungsarbeiten notwendig machte. Parallel dazu wurde der Ausbau des Dachgeschosses des Alten Pfarrhauses für die Erweiterung der Pfarrwohnung angestoßen, der sich durch fehlende Kapazitäten bei den Handwerkern stark verzögerte. Im Frühjahr 2018 konnte dann das Pfarrer-Reith-Haus renoviert werden. Ein Jahr später konnten mit finanzieller Unterstützung durch die „Stiftung Laurentiuskirche“ neue Stühle und Tische für den Jugendraum angeschafft werden und Anfang dieses Jahres die Raumakustik des großen Saals durch farbige Decken- und Wandelement verbessert werden. Das Ergebnis kann sich sehen und hören lassen.

Für den neuen Kirchenvorstand ist die Ertüchtigung der Heizung im Alten Pfarrhaus das nächste umfangreiche Bauprojekt. Und nicht zu vergessen: die Renovierung der Fassade der Laurentiuskirche inklusive der Fenster sowie die Reparatur der Heizung in der Malcher Kirche, die allerdings von der Kommunalgemeinde durchgeführt werden muss.

Begrüßungen und Verabschiedungen: Pfarrer Sames wurde im November 2015 in sein Amt eingeführt, Pfarrerin Loggen im September 2017. Wir haben Pfarrer Schließer, Pfarrerin Bertram und Pfarrerin Loggen in den Ruhestand bzw. in neue Aufgaben verabschiedet. Für Kantorin Marion Huth und Kindergartenleiterin Heike Heierhoff, die in Ruhestand gingen, kamen Michaela Kögel bzw. Sonja Rhein. Als Nachfolgerin für unseren Küster Herbert Hocke konnte Ellen Happel gewonnen werden. Der neue Kirchenvorstand wird sich hoffentlich gleich am Anfang seiner Amtsperiode mit der Besetzung der Pfarrstelle I befassen dürfen.

Erwin Rieke