Kirchenvorstände im Kloster

Kloster Bad Wimpfen

Kloster Bad Wimpfen

Hört sich das fremd an?? Oder komisch, weil wir ja evangelisch sind und klösterliche Elemente bei uns nicht so geläufig sind? Es war nicht komisch oder gar fremd, das „Rüstzeitwochenende“ am 16./17. Februar in Bad Wimpfen, es war sehr erfolgreich und höchst produktiv. Davon wollen wir berichten, von einem Wochenende der neuen Wege, von neuen Erkenntnissen, von guten Gesprächen und Verhandlungen, ja auch von viel Fröhlichkeit, wie Pfarrerin Monika Bertram in der Andacht schon angekündigt hatte.

Das Kloster, von dem Malteser Hilfsorden in Bad Wimpfen zu einem Tagungshaus umgebaut und bewirtschaftet, hat seinen reizenden Standort direkt am Neckarufer. Bad Wimpfen hingegen, mit seiner bunten und historischen Altstadt, liegt oben auf dem Berg. Das konnten wir auch noch kennenlernen, aber erstmal hatten wir einen prall gefüllten Tagesablauf zu absolvieren.

Klausurtagung 2013

Klausurtagung 2013

Frau Geimer, Gemeindeberaterin des Dekanats Bergstraße, hatte die Moderation und die Vorbereitung der Gruppenarbeiten übernommen und so konnten wir loslegen. Wir wollten ja ein großes Stück weiter kommen auf dem Weg, eine Gemeinde-Fusion bis zum Jahreswechsel 2013/14 zu ermöglichen. Dazu sammelten wir in den Kleingruppen Ergebnisse zu den Themen: „Was ist uns wichtig im Kirchenvorstand, was brauche ich um weiterhin im Kirchenvorstand mitzuarbeiten? Was sind die weiteren Schritte?“ Es ist erstaunlich, was in so vielen Herzen und Köpfen an Übereinstimmungen zu Tage kommt. Wir waren mehr als verwundert, als wir das Fazit herausgearbeitet hatten: Es besteht ein großes Vertrauen, dass wir auf einem guten Weg sind, dass wir von unseren gegenseitigen Kompetenzen profitieren werden, dass wir unsere Ressourcen bündeln und alle miteinander Verantwortung übernehmen wollen.

Ein zweiter großer Verhandlungsblock waren die Aktivitäten und bereits bestehende Gruppierungen in den derzeit beiden Gemeinden an Hand der Kinder- und Jugendarbeit. Da gab es jede Menge Ideen und sogar schon zeitnahe Verabredungen, wie wir das zusammenbringen könnten. Niemand muss das Rad neu erfinden, denn es gibt bestehende, gut funktionierende Aktivitäten, die geöffnet werden können mit Bekanntmachungen und speziellen Einladungen an Jugendliche. Wir wollen gemeinsam planen, unsere Kinder- und Jugendgruppen zu gegenseitigen Besuchen ermutigen und fröhliche, kreative Veranstaltungen miteinander gestalten. Es wird also nirgendwo etwas wegfallen, schon gar nicht für unsere Kinder und Jugendlichen, sondern wir wollen neugierig und mutig „mit vielen kleinen Leuten, an vielen kleinen Orten, viele kleine Schritte tun und damit unsere Gemeinde Seeheim-Malchen verändern“… Ich freu mich drauf!

Ingrid Schäfer
(Vorsitzende des Kirchenvorstands Malchen)

Was ist noch alles zu bedenken?

Da ein Gemeindezusammenschluss eine neue Kirchengemeinde begründet, haben sich die Kirchenvorstände auch ausführlich Gedanken über die Namensgebung gemacht. Petrusgemeinde, Laurentiusgemeinde, Blütenhanggemeinde und weitere Vorschläge. Allerdings muss nach der Kirchengemeindeordnung ein örtlicher Bezug Bestandteil des Namens sein (z.B. Evangelische Kirchengemeinde Seeheim-Malchen), sodass eigentlich nur noch die Frage übrig blieb, ob wir als einzige Kirchengemeinde des Dekanats „lutherisch“ als Namensbestandteil für die Seeheimer erhalten bzw. für die Malchener hinzufügen wollen. Hierzu steht eine Entscheidung noch aus. Für den Gemeindebrief gab es dagegen schon jetzt ein einhelliges Votum, es beim „Laurentius“ zu belassen. Offen ist noch wie die lokalen Aktivitäten im gemeinsamen Gemeindebrief deutlich gemacht werden.

Völlig klar ist, dass die Seeheimer Pfarrerin und unser Pfarrer nach der Fusion auch für die Gottesdienste in Malchen zuständig sind und dass an hohen Feiertagen in beiden Ortsteilen Gottesdienst gefeiert werden soll. Der Entwurf eines Jahresplans für 2014 sah schon wie die „Quadratur des Kreises“ aus und zeigte ganz deutlich: ohne Kompromisse geht es nicht. Für die regelmäßigen Gottesdienste gibt es zwei Modelle:

(1) An einem Sonntag im Monat (der erste oder der dritte) findet z.B. um 9:30 Uhr ein Gottesdienst in Malchen statt, danach fährt der Liturg nach Seeheim und hält dort Gottesdienst um 11 Uhr.

(2) Bei dem zweiten Modell würde der Gottesdienst am dritten Sonntag eines Monats in Malchen statt in Seeheim gefeiert werden.

Die Vor- und Nachteile der Modelle müssen ausgiebig diskutiert werden und so ist auch hier noch nichts beschlossen. Bei den Verhandlungen über die neue Gottesdienstordnung ist auch daran zu denken, dass unsere Pfarrer mittelfristig alle Gottesdienste im Altenzentrum – auch die an den Feiertagen – halten müssen, so dass die Arbeitsbelastung noch einmal zunimmt. Man kann es nicht genügend betonen: ohne Kompromisse und Aufgeben liebgewordener Abläufe geht es nicht. Die Frage ist nur, von welchen Dingen man sich am schwersten/leichtesten trennt.

Für die Arbeit des gemeinsamen Kirchenvorstands sind die Regeln klar: Bis zur nächsten Kirchenvorstands-Wahl in 2015 setzt sich der neue Kirchenvorstand aus den Mitgliedern beider Kirchenvorstände zusammen, die dann einen neuen Vorsitz wählen. Wichtig ist, dass eine Sprecherin aus Malchen bei der Erstellung der Tagesordnung mitwirkt. Eine große Aufgabe in 2014 ist für den neuen Kirchenvorstand die Vorbereitung der Kirchenvorstands-Wahlen. Hierfür muss entschieden werden, ob es Bezirkswahlen geben soll, wobei dann die Gemeindemitglieder eines Bezirks (Malchen bzw. Seeheim) nur ihre Kandidaten wählen. Als Variante davon ist auch möglich, dass zwar die Kandidaten nach Bezirken aufgestellt werden, die Wahlberechtigten aber die Kandidaten beider Bezirke wählen können.

Klausurtagung 2013

Klausurtagung 2013

Beide Gemeinden bilden jetzt einen paritätisch besetzten Strukturausschuss, der die oben angesprochenen Punkte und noch einige mehr für die Vereinbarung zum Gemeindezusammenschluss ausarbeitet und den Kirchenvorständen zum Beschluss vorlegt. Dieser Beschluss sollte spätestens im Oktober getroffen werden, damit die Kirchenleitung ihn zum 1.1.2014 umsetzen kann. Sie sehen, dass viel Arbeit vor uns liegt und Änderungen auf beide Gemeinden zukommen. Wir sollten diese Änderungen als Chance begreifen, neue Menschen und anderes Gemeindeleben kennenzulernen. Wenn sich der gute und vertrauensvolle Geist, der alle bisherigen Treffen und auch die Rüstzeit in Bad Wimpfen begleitete, auch in den Gemeinden ausbreitet, sind wir auf dem richtigen Weg zum gemeinsamen Ziel.

Erwin Rieke
(Vorsitzender des Kirchenvorstands Seeheim)