Hochwasserkatastrophe im Juli

Während ich diesen Artikel schreibe, ist die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen noch keine 14 Tage her. Bilder der Katastrophe sind täglich in der Presse zu sehen. Leben, Lebensentwürfe und Hoffnungen wurden zerstört.
Die benachbarte und vom Hochwasser besonders betroffenen Evangelischen Kirche im Rheinland regte zu einem Glockengeläut und einer Andacht an. Dies gab unsere stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf an die Gemeinden der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau weiter: „die persönlichen Schicksale von Menschen, die um Angehörige trauern, sie vermissen oder vor den Trümmern ihrer Existenz stehen“ seien erschütternd. Was ihnen jetzt auch helfen könne – so zeigten es Gespräche vor Ort – sei die „Erfahrung von Solidarität“. Aus Solidarität mit den Opfern der Flutkatastrophe haben wir in der Laurentiuskirche gleichzeitig mit vielen anderen Gemeinden am 23. Juli um 18 Uhr unsere Glocken geläutet und eine Andacht gehalten.
Schon in den Tagen direkt nach der Katastrophe stellten die evangelische Kirche und die Diakonie in einem ersten Schritt vier Millionen Euro für die Betroffenen der Flutkatastrophe bereit. Dank Ihrer großzügigen Spenden in den Gottesdiensten in Seeheim und Malchen konnten wir dazu beitragen. „Wir sind überwältigt von der enormen Solidarität der Spenderinnen und Spender“, äußert sich Diakonie-Präsident Ulrich Lilie. „Dank der großartigen Unterstützung können wir sofort damit beginnen, das große Leid der Menschen in den Flutgebieten zu lindern.“ Der Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe, Martin Keßler, ergänzt: „Wir zahlen zunächst unbürokratisch finanzielle Hilfen aus, damit die Menschen die größte Not der kommenden Tage überstehen.“
Mit den Bargeldauszahlungen können die Betroffenen selbst entscheiden, was sie am dringendsten benötigen. Die Auszahlungen können für technisches Gerät zur Beseitigung der Flutschäden ebenso eingesetzt werden wie für eine Unterbringung, weil das eigene Haus unbewohnbar ist, Lebensmittel oder Hausrat. Die Soforthilfen werden über den lokalen Partner der Diakonie Katastrophenhilfe, die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe, verteilt.
Ein weiterer Schwerpunkt der Hilfe können Freizeit-Angebote für Kinder und Jugendliche sein. „Die Kinder haben dramatische Szenen miterlebt und müssen nun zwischen den Trümmern auf der Straße spielen. Viele Kitas und Schulen sind zerstört“, sagt Christian Heine-Göttelmann, Vorstand der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe. „Wir möchten ihnen gezielt Angebote machen, etwa indem wir uns gemeinsam mit unseren Trägern bemühen, Jugendfreizeiten zu organisieren und den Kindern bei Bedarf mit psychologischer Unterstützung dabei helfen, ihre schlimmen Erlebnisse zu verarbeiten.“
Weitere Maßnahmen werden gerade mit dem lokalen Partner, staatlichen Stellen und den kommunalen Krisenstäben abgestimmt. „Es geht darum, schnelle Hilfe zu leisten. Aber gleichzeitig ist Koordination wichtig. Wir müssen sehen, an welchen Stellen der Staat hilft und wie wir mögliche Lücken schließen können“, sagt Keßler insbesondere mit Blick auf zerstörte Infrastruktur, Wohnhäuser und soziale Einrichtungen. „Wir sind dankbar über die große Hilfsbereitschaft der vergangenen Tage und rufen weiterhin dazu auf, die Menschen mit Spenden darin zu unterstützen, wieder auf die Beine zu kommen. Der Bedarf an Hilfe ist enorm“, so Diakonie-Präsident Lilie.
Zusätzlich hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) Gemeinden gebeten, von der Flut betroffene Kirchengemeinden mit einer Sonderkollekte zu unterstützen. Das Motto der Solidar-Aktion solle „Gemeinden helfen Gemeinden“ lauten. Hier soll das gesammelte Geld im Unterschied zu den bereits laufenden Diakonie-Aktionen konkreten Gemeinden zugutekommen. In den betroffenen Gebieten seien oft nicht nur die Kirchengebäude, sondern vielfach auch das gesamte Inventar von der Kirchenbank über das Gesangbuch bis zur Orgel durch die Wasserschäden nicht mehr nutzbar, so die EKD.
Die hessen-nassauische Kirche möchte sich in enger Abstimmung mit der Evangelischen Kirche im Rheinland zudem nachhaltig an Hilfen beteiligen. Dazu sollen in den kommenden Wochen konkrete Schritte besprochen und bestimmte Projekte benannt werden, die von Hessen-Nassau unterstützt werden. Aktuell sei zudem die Notfallseelsorge der EKHN in Bereitschaft, im Rheinland auszuhelfen. Sie ist bereits aktiv, um zurückkehrende Einsatzkräfte zu betreuen.
In den kommenden Wochen werden wir in Seeheim die Bilder vermutlich nicht mehr täglich in den Medien sehen. Aber das Ausmaß der Zerstörung ist so groß, dass die Bilder in den betroffenen Gebieten noch lange zum Alltag gehören werden. Deshalb möchten wir Ihnen auch sechs Wochen nach der Katastrophe verschiedene Spenden-Möglichkeiten aufzeigen.

Spendenkonto für die Betroffenen in den Flutgebieten der Diakonie Katastrophenhilfe:
Evangelische Bank
IBAN: DE68 5206 0410 0000 5025 02
BIC: GENODEF1EK1
Stichwort: Hochwasserhilfe Deutschland

Kontoverbindung Sonderkollekte Solidar-Aktion “Gemeinden helfen Gemeinden”
Empfänger: Evangelische Kirche im Rheinland
Bank für Kirche und Diakonie eG – KD-Bank
IBAN DE95 3506 0190 1010 1770 53
Stichwort: „Gemeinden helfen Gemeinden“

EKHN, Franziska Siebel