Rede zur Eröffnung der Seeheimer Kerb 2016
Rede zur Eröffnung der Seeheimer Kerb am 12. August 2016
von Alfred König
Von überm Rhein, da komm ich her.
Ich sage euch: Ich freu’ mich sehr!
Der Grund ist, dass ich bei euch bin,
denn nach der Bergstraß’ stand mein Sinn.
Als geborener Rheinhesse
gilt der Gegend mein Int’resse,
denn im Dreigestirn des Weines
ist die Bergstraß’ etwas Feines.
Beiderseits des Stroms gelegen,
genießen froh des Flusses Segen
die Pfalz und Hessen überm Rhein.
Dass diese ziert der gute Wein,
steht über allem Kommentar
– wie eure Bergstraß’, das ist klar!
Und noch was Schönes find’ ich hier:
Zum Feiern nimmt gern auch Bier.
Wie Reben-, ist der Gerstensaft
die Flüssigkeit, die Laune schafft
und manch fideles Festgemüt
in seinen frohen Bannkreis zieht.
»Zur Bergstraß’ hin!«, hab’ ich gedacht
und mich gleich auf den Weg gemacht.
Die Fähre habe ich erklommen
und bin im Ried dann angekommen.
Da denk’ als erstes ich mal: »Ach,
was ist die Gegend hier so flach!«
Rheinhessens sanft geschwung’ne Höhen,
die kann ich nirgendwo hier sehen.
Und Seeheim liegt noch annem See?
Ja, das verspricht kaum eine Höh’!
… Was schaut mein Auge aber bald?
Im Osten steigt der grüne Wald!
Und Nebelschwaden ziehen leise
von Baum zu Baum in stiller Reise.
Das ist mir doch schon mehr vertraut.
Drauf hab’ ich mir das mal beschaut.
Und dann gewahr’ ich es sofort:
Man feiert gern in diesem Ort,
und freut sich, dass man das so kann.
Das find’ ich gut und schließ’ mich an.
Und »Kerb« heißt dieses Fest gar noch!
Die Kerb in Seeheim lebe hoch!
Ich lern’ den Ort ein wenig kennen.
Was wäre da wohl zu benennen?
Die Fliegerei thront überm Tal,
und ist die Leuschnerstraß’ auch schmal,
bringt mancher dicke Bus die Leute
hinauf ins Lufthansagebäude.
Die Gleise zeigen aber an,
dass noch was andres fahren kann,
denn mehrfach täglich wummert munter
die Leuschnerstraß’ hinnauf, hinunter,
von Darmstadt her, nach Darmstadt hin, /
mit Schaffner oder Schaffnerin
die Straßenbahn – das Bindeglied,
für alle, die’s zur Stadt hinzieht.
Und manchmal – es ist kaum zu fasse –
befährt e Dampflok diese Trasse.
Doch nicht nur See’mer fahren fort.
Auch Städter kommen in den Ort.
Denn hier geht’s rund zu mancher Zeit.
Man wittert die Gelegenheit
vom letzten Mal und weiß es noch:
Die Kerb in Seeheim lebe hoch!
Doch muss ich mal e Päus-che mache.
Und guck: / Was gibt-es noch für Sache?
Der Großherzog, einstmals der Boss
von Hessen-Süd, der hatt e Schloss
in Seeheim mit-em große Park.
Den gibt’s noch, und des freut mich arg,
… und nicht nur mich, auch andre Leute,
denn nichts macht mehr im Sommer Freude,
als frohgemut spaziern zu gehn.
Das macht den Tag nochmal so schön.
Wo einst der Adel sich ergötzt’,
darf jeder hin. So isses jetzt.
Vom Schloss geht’s hin zum Goldschmidt-Park.
Die Steigung scheint mir fast zu stark,
denn müd’ vom Feiern deucht das Bein.
Doch frische Luft, die muss jetzt sein.
Ich steig’ hinauf und immer höher,
die Füße tun allmählich weher,
doch schließlich schaue ich ins Tal,
wie mancher See’mer tausendmal:
Ein Blick, von Gott bereitgestellt
hinunter auf des Rheintals Welt.
Im Park geh’ ich noch ein paar Runden.
Die Wege scheinen stark gewunden, …
doch endlich finde ich zum Glück
den Weg hinab ins Ort zurück,
erkenn’ genau: Ich muss jetzt hier lang
und komm zurück von dem Spaziergang,
… da tönt es kräftig her vom Platz!
Was ist der Grund für den Rabatz?
Ei horch … !! Die feiern immer noch!
Die Kerb in Seeheim lebe hoch!
Munter plaudern hier die Leute.
So schließ’ ich meinen Rundgang heute
und setze mich an einen Tisch.
Der Wein ist kühl, das Bier ist frisch.
Im Sitzen finden’s auch bequemer
die See’merin mitsamt dem See’mer.
Da komme ich mal gleich dazu,
gönn’ meine Füß e bissje Ruh
und fühle ich mich sogleich inmitten
vertrauter, schöner, guter Sitten.
Am Horizont fließt sanft der Rhein.
Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein!
Ein letztes Mal erkling’ es noch:
Die Kerb in Seeheim lebe hoch!